Objektnummer: #720
Dresden, um 1783
Meister: Carl David Schrödel
Beschauzeichen: für Dresden während des dritten Viertels des 18. Jhs.: in geschweiftem Schild die Gestalt eines Wappens mit den gekreuzten Schwertern, einem „D“ und der Zahl der Lötigkeit (Feingehalt). Hier, im oberen Feld die Zahl „12“ und im unteren Feld der Buchstabe „D“ (s. Rosenberg3 Nr. 1674).
Meister: Meisterzeichen, bzw. Monogramm, „C•D/S•“ im geschweiften Schild für Carl David Schrödel (Rosenberg3 Nr. 1805 und 1806).
Höhe: 16 cm (6,3 in); Gewicht: jeweils 434 g
Dieses Paar Leuchter ist ein feines Beispiel der antikisierenden, bzw. klassizistischen, Stiltendenzen in der Dresdener Goldschmiedekunst. Auf einem breiten, runden, glockenförmigen Fuß mit einem Zungenfries als Dekor hebt sich ein klassizistischer Schaft in Form einer Säule heraus. Der Schaft ist quadratisch gestaltet und leicht kanneliert. Eine Rosette schmückt jede seiner vier oberen Seiten. Der Schaft wirkt sehr architektonisch. Die Tülle weist eine Vasenform auf, ist mit plastischem Behangdekor und Zungen dekoriert und umfasst einen profilierten mit Zungen verziert Rand. Die antikisierende Prägung des Leuchters beweist sehr erfolgreich die Wende der Arbeiten aus Silber in Dresden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Goldschmiede- und Juwelierkunst in Dresden erlebt eine bedeutende Steigerung des Bedarfes an Objekten ab der Herrschaft Augusts des Starken (Rg. 1694-1733). Unter Augusts des Starken Sohn und Nachfolger, Friedrich August II./August III. (Rg. 1733-1763), setzt sich die Bedeutung der Goldschmiede und Juweliere fort.
Die Zeit Augusts III. bedeutet das Ende des Barocks und das Durchsetzen eines neuen Zierstils, das Rokoko. Augusts III. Tod und das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) sowie ein neues politisches Geschehen bringen auch im künstlerischen Handwerk Veränderungen. Die Goldschmiede- und Juwelierkunst in Dresden orientiert sich an neuen dekorativen Motiven und entwickelt sich als einzigartige Kunst des Klassizismus.
Die Dresdner Goldschmiedekunst geht im 18. Jahrhundert in ihren feinsten Schöpfungen, den Galanteriewaren (Luxusartikel), eine enge Bindung mit der Mineralogie ein. Sie begleitet und unterstützt die Bestrebungen der Porzellanmanufaktur in Meißen (Gr. 1710).
Meister: Carl David Schrödel wurde Meister wahrscheinlich im Jahr 1743. Den Name Schrödel hat eine ganze Familie von Dresdner Goldschmiede getragen. Carl David Schrödel führt eine schlichte Monogrammmarke und wird 1762 als Hofjuwelier erwähnt (Rosenberg3 Nr. 1805; Holzhausen 1966: LXXXVIII). Noch ein anderer C. D. Schrödel, erwähnt zwischen 1748-1773, ist wahrscheinlich identisch mit Carl David Schrödel (Holzhausen 1966: LXXVIII).
Schrödel gehört zu einer Familie, deren Leistung erst in den Jahrzehnten des Klassizismus zur vollen Geltung kommt.
Unterschiedliche Objekte aus den Händen Schrödels bezeugen die Qualität seiner Arbeit sowie seine Stilentwicklungen.
Literatur:
Holzhausen, W., 1966, Goldschmiede in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke, Tübingen: Verlag Ernst Wasmut
Rosenberg, M., 1923, Der Goldschmiedemerkzeichen, Dritte erweiterte und illustrierte Auflage, Bd. II: Deutschland D-M, Frankfurt a. Main: Frankfurter Verlags-Anstalt [Rosenberg3]