Frühe Englische Silber Teekanne mit Rechaud

Objektnummer: #908

London 1721/2
Meister: Richard Bayley

Beschauzeichen: Gestalt der Britannia (Jackson 1921: 84)
Meisterzeichen: Monogramm „BA“ in einem geschweiften Schild für Richard Bayley (Grimwade 1990, Nr. 116)
Kontrollmarke: Löwenkopf im Profil (Jackson 1921: 84)
Jahreszahl: „F“ in spitzigem Schild für 1721/2 (Jackson 1921: 85)

Maße: Höhe: 23,5 cm (9,05 in.); Gewicht: 980 g.

Bilder

Detaillierte Informationen

Frühe Englische Silber Teekanne mit Rechaud

Die Kanne mit bauchiger Birnenform hat eine glatte Wandung. Die gegossene Tülle ist mehrkantig geformt und endet in einem Schnabelausguss. Profile betonen die Schulter und die Ränder des Steckdeckels. Als Bekrönung dient ein Beinknauf. Der schwenkbare Henkel steckt in zwei Scharnieren. Die drei, ohrenförmigen Füße sind gegossen und stehen auf einer kleinen hexagonalen Basis. Mittig sitzt die Spirituslampe. Ein ausgezeichnetes Beispiel von Teekanne mit prägender Finesse.

Teekannen genauso wie Kaffeekannen entwickelten im 17. und 18. Jahrhundert ihre besondere Form. Beide Getränke mussten aber heiß serviert werden. Die vorliegende Kanne entspricht einem frühen Typus von englischen Teekannen, die eine Birnenform hatten. Während dieser frühen Zeit waren sie zu meist nicht dekoriert.
Teekannen mit Rechaud entstanden, um das Teewasser über einer Spiritusflamme zum Kochen bringen und den Tee mit Teeblättern vorzubereiten. Zu diesem Kessel mit Rechaud gehörte oft ein silberner Tisch dazu, der nur in England bekannt ist (vgl. Hernmarck 1978, Abb. 303).

Der Silber Britannia Standard im englischen Feinheitsgehaltsystem bestand 1697 bis zum 1720. Dieser Standard bedeutete ein 95,84 % Silberanteil bei Objekten und Kunstwerken der Silberschmiede (im Gegensatz zu 92,5 % bei Sterling Silber). Die Gestalt einer Frau, gewöhnlich Britannia benannt und einem gestrichenen Löwenkopf wurde die Marke für London dieser Periode. Auch wenn es nicht unbedingt die Regel nach 1720 entspricht, wurde Britannia Standard oft als alternative Kontrolle Marke verwandt. Ein Stück vom Jahr 1721 also trägt die Britannia Standard Marken und die Jahreszahl „F“.

Meister

Richard Bayley war Sohn des Anthony Bayly aus Hampton, bei Highworth. Er trat eine Lehre bei Charles Overing von 1699 bis 1704 an und wurde 1706 Meister. Seine erste registrierte Marke ist 1708 zu datieren. Sein Name lässt sich in der Petition von 1711 zurückverfolgen, die als Thema hatte, die Notwendigkeit für fremde Silberschmiede (hauptsächlich Hugenotten) eine Lehre von 7 Jahren abzuschließen vor sie tätig werden.
Richard Bayley hat hochwertiges Silber auch mit diskreter Dekoration hergestellt, wie Humpen, Krüge, Kaffee- und Teekannen. Manche seiner feinsten Werke sind in Victoria & Albert Museum (s. Grimwade 1990: 434-5).

Literatur

Grimwade, Ar., London Goldsmiths 1697-1837. Their marks and lives from the original registers at Goldsmiths’ Hall and other sources, GB: Faber and Faber, 1990 [Grimwade3]
Hernmarck, Carl, Die Kunst der europäischen Gold- und Silberschmiede von 1450 bis 1830, C.H. Beck Verlag: München, 1978
Jackson, Ch., J., English Goldsmiths and their marks, London: MacMillan and Co. Limited, 1921