Zuckerstreuer aus Hannover, Silber

Objektnummer #

Hannover, ca. 1730/40

Bernhard Hinrich Corthnum

 Beschauzeichen: ein Kleeblatt für Hannover (Scheffler 1965: Nr. 1374)

Meisterzeichen: Monogramm „BNC“ in einem blätterförmigen Schild für Bernhard (Berend) Heinrich Cortnum (Scheffler 1965: Nr. 1375)

Heraldik: Wappen der adeligen Familie von Schilden

Höhe: 23,8 cm (9, 05 in.); Gewicht: 530 g

Bilder

Detaillierte Informationen

Zuckerstreuer, Silber

Der vorliegende von ungewöhnlich schwerer Qualität Zuckerstreuer ist ein sehr feines Objekt aus Silber, typisch für das 18. Jahrhundert in Norddeutschland. Der Streuer hat eine achteckige Birnenform mit abgesetztem, profiliertem Fuß und Deckel. Der Streuer ist durch das gravierte Wappen der von Schilden auf einer Seite der Wandung geschmückt. Der Deckel wird durch abziehbaren Verschluss gehalten und hat ebenfalls eine oktogonale Form. Er ist reich mit durchbrochenem Laubwerk verziert und hat einen gegossenen Deckelknopf.

Der vorliegende Streuer ist aufgrund seiner Größe für den Gebrauch von Zucker bestimmt. Der in Frankreich erfundene Zuckerstreuer ist immer ziemlich groß. Gegen 1700 erhielt der Zuckerstreuer eine elegante Balusterform, die in ganz Europa gebräuchlich wurde.

Provenienz

Das eingravierte Wappen gehört dem adeligen Haus von Schilden. Das Wappen ist gespalten; auf dem linken Feld ist mittig, waagerecht ein Balken und ein Stern oben und zwei unten dargestellt. Auf dem rechten Feld ist ein Kranz dargestellt.

Die von Schilden wurden geadelt im Jahr 1738 in Person der Gebrüder Schilden: Heinrich Andreas auf Haseldorp, Jacob Christoph, Kurbraunschweigischer Zahlcommissärs (Kassenvorsteher), und Bodo Friedrich, Kurbraunschweigischer Amtmann zu Westrow, nebst ihrer Schwester vermählt mit von Thulemeyer, indem sie zugleich den Reichsritterstand erhielten.

Anna Henriette, Tochter von Heinrich Andreas von Schilden, war Erbin der väterlichen Güter und würde im Jahr 1751 in Wien mit dem Prädikat „Edle von Schilden“ in den Reichsadelstand erhoben. 1744 hatte sie Carl Friedrich Frick von Friccius geheiratet, welcher 1751 als königlich dänischer Staatsrat eine Reichsadelsbestätigung in Wien erhalten hatte (Siebmacher 1977: Bd. 19/30/T. 15).

Der Zuckerstreuer, wahrscheinlich zusammen mit anderen Objekten, wurde höchstwahrscheinlich um das Jahr 1738 im Auftrag gegeben, nachdem die Gebrüder Schilden geadelt wurden.

Meister

Bernhard (Berend) Heinrich Cortnum war Sohn eines Metzgers in Hannover. Er wurde am 24.04.1687 getauft und heiratete als Bürger, Gold- und Silberarbeiter Anna Ilse Hansemann am 06.10.1716. Er hat im Jahr 1737 ein zweites Mal geheiratet und stirbt als Diakon am 23.02.1754. Sein Sohn Eberhard Anthon wurde auch Silberschmied.

Literatur

Gruber, Al., 1982, Gebrauchssilber des 16. bis 19. Jahrhunderts, Würzburg: Edition Popp.

Scheffler, W., 1965, Goldschmiede Niedersachsens: Daten – Werke – Zeichen, 2. Halbband, Aerzen-Hamburg, Berlin: De Gruyter.

Siebmacher, J., 1977, Die Wappen des niederdeutschen Adels, Bd. 19, Neustadt an der Aisch: Bauer & Raspe.

Von Rohr, Al., 1993, Edles Tafelgerät: Silber aus dem Historischen Museum Hannover, Historisches Museum Hannover.