Silber teilweise vergoldete Münzkelle

Objektnummer: #348

Güstrow (Mecklenburg-Schwerin), ca. 1720
Caspar Johann Livonius

Beschauzeichen: ein „G“ im Schild für Güstrow (Scheffler 1980, Nr. 153)
Meisterzeichen: Monogramm „CIL“ in ovalem Schild mit vier profilierten Ecken für Caspar Johann Livonius (Scheffler 1980, Nr. 183)

Länge: 41 cm (8,6 in.); Gewicht: 222 g

Bilder

Detaillierte Informationen

Silber teilweise vergoldete Münzkelle

Diese Silber, vergoldete Kelle ist ein rares Objekt aus Güstrow des frühen 18. Jahrhunderts. Die tiefe, runde Kelle, Silber, getrieben und gegossen ist innen vergoldet. Sie hat einen profilierten Rand und eine Schnaupe zum Ausgießen. Die Wandung ist dekoriert mit vergoldeten schwedischen Kupfermünzen, datiert zwischen 1715 und 1718. Ebonisierter Holzstiel und Stielansatz mit kleiner, späterer Monogrammgravur. Die sichere Ausführung dieser Kelle und das schöne Kolorit von Silber, Gold und kupferfärbigen Details fügen zur Eleganz dieses Objekts hinzu.

Historischer Hintergrund

Die Kelle ist ein typisches Objekt des 18. Jahrhunderts. Sie wurde besonders wegen ihrer Funktion als Serviergerät für die Terrinen entwickelt. Kellen verwand man auch für das Servieren des Punsches, der seit dem 17. Jahrhundert auch nach Deutschland gelangte.

Friedrich Wilhelm I., Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1675-1713) führte mit seinem Onkel Adolf Friedrich II., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1658-1708) einen heftigen dynastischen Erbfolgestreit, der das Land an den Rand eines Bürgerkrieges brachte. 1701 endete dieser Streit mit dem Hamburger Vergleich, der Mecklenburg in zwei begrenzt autonome Landesteile spaltete. Friedrich Wilhelm nahm am Großen Nordischen Krieg (1700-21) teil.

Die angebrachten Münzen auf dem Korpus der Kelle sollten als Dekorations- und gleichzeitig Erinnerungsobjekt von diesem letzten, schrecklichen Krieg sein. Diese dürfen im engen Zusammenhang mit den Lebenserfahrungen des Auftraggebers gestanden haben.

Meister

Caspar Johann Livonius wurde circa 1707 geboren. Er war Gold- und Silberarbeiter. Er ist am 8. Januar 1787 gestorben. Viele Kunstwerke des kirchlichen Bereichs von Livonius sind in Kirchen in Schwerin, Güstrow und im heutigen Mecklenburg Vorpommern.

Literatur

Scheffler, Wolfgang, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschlands: Von Wernigerode bis Lauenburg in Pommern. Daten – Werke – Zeichen, Berlin-New York: De Gruyter, 1980