Augsburger Humpen des Manierismus, Silber vergoldet

Objektnummer: #112

Augsburg 1649/53
Meister: Jeremias Güntz

Beschauzeichen: Pyr für Augsburg, Periode 1649/53 (Seling 2007, Nr. 0570).
Meisterzeichen: Monogramm „IG“ in rundem Schild für Jeremias Güntz (Seling 2007, Nr. 1543)
Tremulierstich

Höhe: 18 cm (7, 08 in.); Gewicht: 560 g

Bilder

Detaillierte Informationen

Der vorliegende Deckelhumpen ist ein Luxustrinkgefäß für Bier und stellt ein schönes Beispiel des Augsburger Frühbarocks dar. Der zylindrische Korpus steht auf einem breiten, konkaven und profilierten Standring und verjüngt sich nach oben leicht konisch. Der seitlich angebrachte, gegossene Ohrenhenkel ist mit Voluten im oberen Teil verziert. Auf der Wandung des Korpus sind Ornamente im Ohrmuschelstil/Barockstil (Manierismus) sehr plastisch auf punziertem Grund getrieben: Maskarons, Muschel, Delphine und Früchte. Der gewölbte und profilierte Deckel hat oben einen gegossenen Deckelknauf, ist mit einem Scharnier mit dem Korpus verbunden und hat eine gespaltene Daumenrast. Der Dekor ist ähnlich wie der Korpus.

Humpen als Trinkgefäß ist eine Erfindung der Renaissance. Die bürgerliche Schicht hat ihn hauptsächlich zum Biertrinken benutzt. Seine geografische Verbreitung ist auf Deutschland, England und Skandinavien beschränkt. Humpen wurden bis ins 18. Jahrhundert aus Silber hergestellt und wurden dann allmählich durch Biergläser ersetzt. Die silbernen Humpen wurden immer mehr zu Luxuswaren.

Der Typus des Humpens, der sich nach oben verjüngt, wurde hauptsächlich in Süddeutschland entwickelt. Augsburg als eine Goldschmiedestadt präsentiert auch Humpen, die mit ihrem scherzhaften Dekor – ähnlich wie bei dem vorliegenden Humpen – die leichte Stimmung des Biertrinkens betonen.

Meister: Jeremias Güntz, evangelisch, wurde in Leipzig geboren. 1647 hat er sich um das Meisterrecht in Augsburg beworben und im Jahr 1648 ist er mit Anna Maria Roll verheiratet. 1686 ist er gestorben.
Seine Werke befinden sich in privaten Sammlungen, wie z.B. die Sammlung des Schlosses Esterházy, Österreich.

Literatur
Seling, Helmut, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede 1529-1868, Bd. I-III, München: Beck Verlag, 1980-2007