Achtzehnteiliges Dessertbesteck mit dem Monogramm Olgas von Württemberg, Silber, vergoldet

Objektnummer: #356

Berlin ca. 1817

Johann Georg Humbert

Beschauzeichen: stehender Bär mit „I“ im Ovalen für das 19. Jahrhundert (Rosenberg Nr. 1160; Scheffler Nr. 13)

Meisterzeichen: „HUMBERT“ in einem länglichen Schild für Johann Georg Humbert (Rosenberg Nr. 1228; Scheffler Nr. 1388).

Gravur: bekröntes „O“, Monogramm von Olga, Königin von Württemberg (1822-1892).


Bilder


Detaillierte Informationen

Achtzehnteiliges Dessertbesteck mit dem Monogramm Olgas von Württemberg, Silber, vergoldet

Der Satz besteht aus jeweils sechs vierzankigen Gabeln, Löffeln und Messern. Die Löffel haben eine ovale, tiefe Laffe und einenGriff, der mit umlaufendem Faden gesäumt wird. Ein besonderes Merkmal ist die schöne, dekorative Endung des Griffes. Das Messer hat einen quadratischen Griff und endet in einem Knop. Alle Messer sind ebenfalls mit dem bekrönten „O“ versehen. Die Marken sind auf der Rückseite und auf der Klinge für die Messer ligiert.

Für das Monogramm von Olga, vergleich einen Silberteller aus Silber im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.

Olga Nikolajewna Romanowa (1822-1892), Königin von Württemberg

Olga wurde 1822 als drittes Kind des Großfürsten Nikolaus I. Pawlowitsch (später Kaiser Nikolaus I.) und seiner Gemahlin Alexandra Fjodorowna (geb. Charlotte von Preußen) geboren. Ihre Kindheit hat sie in Sankt Petersburg verbracht. 1846 verlobte sie sich in Palermo mit Karl von Württemberg, Sohn Ihres Onkels, König Wilhelm I. von Württemberg, und heiratete ihn im gleichen Jahr. 1864 wurde sie Königin von Württemberg. Olga wirkte vor allem auf dem sozialen Gebiet und hat eine Vielzahl von Einrichtungen – die auch Ihren Namen tragen – gegründet. Die kinderlose Olga adoptierte 1870 ihre Nichte, Großfürstin Wera Konstantinowna, spätere Herzogin von Württemberg. Sie starb 1892 in ihrer Sommerresidenz in Friedrichshafen.

Olga und Karl haben sich gegenseitig sehr geschätzt und haben zahlreiche Reisen gemeinsam unternommen. Die gemeinsamen Interessen galten der Kunst, Musik, Literatur und dem Theater haben dem Paar geholfen, eine nach außen harmonische Ehe zu führen. Allerdings war die Ehe durch die Kinderlosigkeit aber auch wegen den homosexuellen Neigungen Karls belastet. Das soziale Engagement Olgas wurde allmählich zu ihrer primären Aufgabe.

Königin Olga hatte einen Geschmack für historische Räume und prunkvolle Objekte und Ausstattung. Außerdem bekam sie, genau wie Ihre Schwester Alexandra, die mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel verheiratet wurde, eine prachtvolle Aussteuer, die auch Silber beinhaltete. Diese wurde in 307 Kisten verpackt und per Schiff über die Ostsee verfrachtet.

Olga besaß zahlreiche prunkvolle Objekte aus Silber, wie ein Auktionskatalog des Hauses Albert Kende (Wien) aus dem Jahr 1935, bezeugt. Außerdem besitzt das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, neben anderen Objekten die in Verbindung zu Olga stehen, Silberteile (z.B. Teller) aus dem Grenadier-Regiment “Königin Olga” (1. Württembergisches) Nr. 119, welches von 1806 bis 1919 ein Regiment des württembergischen Heeres war und den Ehrennamen Königin Olga trug. Königin Olga soll mit der Stiftung von Bestecken den Grundstock für das Silber gelegt haben. Hinzu kamen Abschiedsgeschenke für Offizieren, die aus dem Regiment ausschieden. Typisches Merkmal dieser Objekte ist das bekrönte „O“ für Königin Olga.

Meister

Johann Georg Humbert ist 1770 als Sohn des Jeremie Humbert in Berlin geboren. Von 1783 bis 1790 lernte er bei seinem Vater und 1796 wurde er Amtsmeister. Es gab eine Periode, wo er 108 Arbeiter in seiner Werkstatt beschäftigte. Humbert ist 1837 gestorben.

Literatur

Rijn, Maaike van/Landesmuseum Württemberg (hrsg.), Im Glanz der Zaren: Die Romanows, Württemberg und Europa, Ulm: Thorbecke/Landesmuseum Württemberg, 2013.

Scheffler, Wolfgang, Berliner Goldschmiede : Daten, Werke, Zeichen, Berlin : Hessling, 1968