Trinkschale (Tcharka) mit seitlichem Griff, Silber vergoldet

Objektnummer #386

Hamburg ca. 1670

Johann Brockmer 

Stadtzeichen: Das Wappen von Hamburg als Marke

Meisterzeichen: “IB” mit einem Stern oben für Johann Brockmer (s. Schliemann, Nr. 240, S. 191).

Länge mit Griff: 16 cm; Höhe: 5,1 cm; Dm: 12 cm; Gewicht: 270 g.

Abb.: Schliemann, Bd. 3, Abb. 375, S. 159.

Bilder

Detaillierte Informationen

Trinkschale (Tcharka) mit seitlichem Griff, Silber vergoldet

Diese runde, massivwandige Trinkschale – Silber vergoldet – steht auf niedrigem, gekehltem, rundem Fuß. Sie hat eine sehr schön erhaltene, punzierte Außenwandung. Oben und unten ist die Außenseite dekoriert mit Friesen aus gravierten Blatt- und Blütenranken. Im inneren Boden der Schale ein Rundbuckel, mit feiner Blütengravur. Der waagerecht angesetzte, flache Griff trägt die Gravur von drei Blüten, die gleichzeitig sein Umriss bestimmen. Die Marken sind auf dem Griff ligiert.

Tcharka und Wodka

Die Tcharka, auch bekannt als Wodkatasse oder Becher, erschien im 16. und hauptsächlich im 17. Jahrhundert in Form einer kleinen Tchara (Gefäß für Branntwein). Später war sie als kleiner Becher mit vertikalem Henkel oder als Faustbecher ohne Henkel im Gebrauch. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden verschiedene Formen entwickelt, die der Mode verfolgt haben. Die Oberfläche ist oft glatt und verziert mit Gravuren, ähnlich wie bei der vorliegenden hochqualitativen Hamburger Trinkschale. Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts benutzte man eher Gläser für Wodka. Im 20. Jahrhundert wendet man sich wieder an Tcharki aus Silber oder Gold.

Das Wort „Wodka“ stammt aus dem Russischen „woda“, was „Wasser“ oder „Wässerchen“ bedeutet. Die Geschichte dieses Getränkes fängt im 15. Jahrhundert an, als die Russen versucht haben, Alkohol auf Basis von Getreide zu produzieren. Dies haben sie „Wasser aus Brot“ genannt. Bei den Anfängen der Produktion des Getränkes war Wodka nur halb so stark wie das heutige Getränk.

Wodka wurde traditionell in Polen und Russland hergestellt und konsumiert wurde neben diesen zwei Ländern noch in der Ukraine, Schweden und Finnland. In Norddeutschland war das Getränk auch beliebt und wurde – wie im übrigen Westeuropa – bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von Adeligen als rare, osteuropäische Spezialität getrunken und genossen.

Meister

Johann Brockmer hat bei seinem Vater Berendt Johann in den Jahren 1643-48 gelernt und wurde 1662 Bürger. Im selben Jahr heiratete er und übernahm die Werkstatt von Peter Ohr I. Er hatte viele Lehrlinge in seiner Werkstatt, darunter seinen Sohn Berend Johan. Mehrere Werke von Johann Brockmer sind in öffentlichen und privaten Sammlungen erhalten geblieben.

Literatur

Alexander von Solodkoff, Russische Goldschmiedekunst: 17.-19. Jahrhundert. Silber, Email, Niello, Golddosen, Schmuck, München 1981.

Schliemann, Erich (Hrsg.), Die Goldschmiede Hamburgs, Bd. I-III, Verlag Schliemann & Cie: Hamburg, 1985.