Wichtiger Deckelhumpen mit Diamantdekor

Objektnummer #

Augsburg 1640/45
Meister: Salomon II Ritter

Beschauzeichen: Pyr für Augsburg, (Seling 2007, Nr. 500 oder 530)
Meister: Ineinander verschlungenes “SR” für Salomon II Ritter (Seling 2007, Nr. 1223)

Höhe 18 cm, Gewicht 632 g.

Bilder

Detaillierte Informationen

Wichtiger Deckelhumpen mit Diamantdekor
Der vorliegende silber vergoldete Deckelhumpen ist mit einem meisterlich ausgeführten Diamantdekor versehen und ein schönes Beispiel des Augsburger Frühbarocks.
Über einem leicht ausgestellten Fußring erhebt sich ein zylindrischer, leicht konischer Korpus mit seitlich angebrachten Rocaillenhenkel. Die Daumenrast ist als Volute ausgeformt. Der flach gewölbte Deckel mit mittigem Balusterknauf ist ebenfalls mit einem getriebenen Diamantbuckeldekor versehen. Auf dem Deckel neben dem Balusterknauf sowie am Boden (außen) sind perfekt erhaltene Marken angebracht.

Der Humpen als Trinkgefäß
Ursprünglich haben Humpen dem liturgischen Gebrauch gedient. Als Luxustrinkgefäß für Bier fand er in der Renaissance Einzug in den profanen Gebrauch. Bier wurde in dieser Zeit warm getrunken, daher sind Humpen immer mit einem Deckel ausgestattet.
Nicht nur auf der Tafel wurden  Humpen verwendet, sie wurden auch auf Buffets präsentiert und sollten den Wohlstand  und Reichtum ihrer Besitzers repräsentieren. Sie dienten außerdem häufig als höfische Geschenke.

Trinkgefäße mit Diamantdekor
Der Humpen in seiner Grundform ist ein besonders schönes Objekt der Tischkultur Süddeutschlands in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert. Die fein facettierte Wandung stellt zudem einen besonderen Typus der barocken Ornamentik dar.
Das Diamantdekor (auch Diamantbuckeldekor genannt) der Goldschmiedekunst fand seine Inspiration in der Renaissance Architektur. In Italien wurden Diamantquader beispielsweise bei der Rustizierung (besondere Art von Fassadenschmuck) verwendet. Die Form bzw. die Oberfläche wird bei einer quadratischen Ansichtsfläche wie ein halbiertes Oktaeder gebildet. Bei einer rechteckigen Form entsteht dadurch mittig eine deutliche Kante. Der Name dieses Dekores entstammt der Ähnlichkeit eines geschliffenen vier-facettigen Diamanten.

Meister
Salomon II Rittel, wurde um 1580 geboren und um 1608 Meister. Der Goldschmied starb 1649.

Provenienz
Sammlung Rudolf Neumeister

Literatur
Jürgen Christern, ‘Diamantquader’, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1954), S. 1424-1429.
Hernmarck, C., Die Kunst der europäischen Gold- und Silberschmiede von 1450 bis 1830, München: Beck Verlag, 1978.
Seling, Helmut, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede 1529-1868, Bd. I-III, München: Beck Verlag, 1980-2007.