Objektnummer: #726
Dresden, um 1770
Carl David Schrödel (1712-1773)
Beschauzeichen: für Dresden während des dritten Viertels des 18. Jahrhunderts: in geschweiftem Schild die Gestalt eines Wappens mit den gekreuzten Schwertern, einem „D“ und der Zahl der Lötigkeit (Feingehalt). Hier, im oberen Feld die Zahl „13“ und im unteren Feld der Buchstabe „D“ (Rosenberg Nr. 1675)
Meisterzeichen: „C.D./S“ in geschweiftem Schild für Schrödel (Rosenberg Nr. 1806)
Gravuren: ligiertes„FA“, Inventarnummer und Gewichtsangaben. Tremulierstich
Höhe: 14,5 cm; Gewicht 254 g.
Dieses Paar Silberleuchter stammt aus der Dresdner Hofsilberkammer. Auf einem runden, profilierten Fuß mit zentraler Muldung erhebt sich der Balusterschaft mit einer zylindrischen Tülle. Sehr schöne und schlichte Arbeit.
Unter dem Boden der Leuchter sind eingraviert: das Monogramm “FA”, die Inventar Nummer „56“ “58” sowie die Gewichtsangaben.
Die Leuchter gehörten entweder zu einem Satz von 100 glatten, runden Spielleuchtern mit dem „FA“ Monogramm und der Meistermarke „C.D.S.“ oder zu einem Satz von 124 glatten, „façonnierten“ Spielleuchtern mit dem „FA“ Monogramm und der Meistermarke „C.D.S.“; beide erwähnt im O’Byrn’s Inventar der Dresdner Hofsilberkammer (O’Byrn, 1880, S. 148). Ein Zwölfersatz befindet sich heute in der Sammlung des Grünen Gewölbes in Dresden.
Friedrich August III.war der zweite und einzige, überlebende Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian (1722-1763) und seiner Gemahlin Prinzessin Maria Antonia Walpurgis von Bayern (1724-1780). Sein Vater hat 1763 die Macht von Friedrich August II. übernommen, er ist aber 3 Monate später gestorben.
Friedrich August III. übernahm für 59 Jahre die Macht – und damit hatte er die längste Regentschaft aller Wettiner. Bis zu seinem 18. Lebensjahr, im Jahr 1768, wurde die Regentschaft durch seinen Onkel FranzXaver (1730-1806) und seine Mutter vertreten.
1769 heiratete Friedrich August Maria Amalie Auguste, Pfalzgräfin von Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (1752-1828), Schwester des Königs Maximilian I. Joseph von Bayern. Das königliche Paar hatte vier Kinder, aber nur eine Tochter, Maria Augusta von Sachsen, hat überlebt.
Friedrich August wurde während der napoleonischen Kriege in den Kampf gegen Frankreich gedrängt. Doch Napoleon zog den besiegten Friedrich August 1806 auf seine Seite. Kurfürst Friedrich August III. wurde 1806 durch Napoleons Gnaden König Friedrich August I. von Sachsen. 1807 hatten Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland den Frieden von Tilsit mit Napoleon geschlossen. Eine Folge dieses Friedensvertrags war die Ernennung Friedrich Augusts zum Herzog von Warschau. Friedrich August, der die angetragene erbliche, polnische Königswürde 1791 abgelehnt hatte, konnte sich diesmal nicht verweigern.
Die Bindung an Napoleon verpflichtete Sachsen Truppen gegen die alliierten Preußen, Russen und Österreicher zur Verfügung zu stellen. Nach der für Napoleon verheerenden Völkerschlacht bei Leipzig vom 16/18. Oktober 1813 brachte man den Kriegsgefangenen König Friedrich August I. nach Berlin.
1815 kehrte der König Friedrich August I. von Sachsen zurück. Sachsen wurde durch ein russisches und danach ein preußisches Generalgouvernement verwaltet, verlor zwei Drittel des Territoriums und ein Drittel seiner Bevölkerung. Die folgenden Jahre der Regierung Friedrich Augusts bis zum seinem Tod verliefen still.
Die Dresdner Hofsilberkammer existierte noch in ihrer damaligen Gesamtheit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und der Abschaffung der Monarchie. Sie war zweifellos eine der reichsten ihrer Art in Deutschland. 1919 wurde alles was die Wettiner in Sachsen besaßen vom Staat beschlagnahmt. Nach 1924 gelangte die Hofsilberkammer in den Besitz des Familienvereins Haus Wettin Albertinische Linie e.V., dessen Verwalter Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, Herzog zu Sachsen (1896-1971) war. Die Kunstwerke des 18. Jahrhunderts haben wohl hauptsächlich den Ruf der Silberkammer begründet und waren dafür besonders begehrt. 1937 ließen sich die Kunstwerke und Gegenstände aus Silber der Wettiner zum letzten Mal inventarisieren.
Mit dem Anfang und Fortsetzung des Zweiten Weltkrieges stellte Prinz Ernst Heinrich einen detaillierten Sicherheits- und Evakuierungsplan aus dem Schloss Moritzburg auf. Die Kunstwerke wurden zum Mittelpunkt der Rettung. Ihm standen nur wenige Personen, darunter seine Söhne, zur Hilfe. 1944 wurde ein Teil des Wettin-Silbers in Holzkisten gelagert und mit Hilfe sechs französischer Kriegsgefangener vergraben (insgesamt 43 Kiste) oder in der Kirche in Reichenberg versteckt. 1945 wurden Prachtstücke des sächsischen Hofsilbers zur Sicherung abtransportiert. Doch wurden viele Silbergegenstände aus diesen Schätzen eingeschmolzen sowie andere nach 1946/47 z.T. ausgegraben und nach Russland als Kriegsbeute gebracht.
Nach dem Kriegsende kamen in den 1990er Jahren einige Objekte zurück nach Deutschland. Andere Gegenstände und Kunstwerke aus der Silberkammer der Wettiner wurden auf dem schwarzen Markt und in unterschiedlichen, herausragenden Auktionen durch die Welt verkauft.
Die faszinierte Geschichte der Sammlung sowie der Besitzänderungen durch die Jahrzehnte gibt dem Wettiner Silber ein Charakter von Legende an. Viele Objekte gehörten schon vor und nach dem Krieg sehr bekannten Sammlern, wie etwa der bolivianische „Zinnkönig“ Antenor Patiño (1896-1982) und der Franzose Uhrmacher Louis Cartier (1875-1942).
Carl David Schrödel. Ahnherr der Goldschmiedefamilie Schrödel ist Carl Heinrich Schrödel, um 1679 geboren. Er wurde 1709 Meister in Dresden. 1724 ist als Hofjuwelier bestallt und 1753 starb er. Sein Sohn Carl David Schrödel ist um 1712 geboren und wurde 1741 Meister in Dresden. Er ist als Goldarbeiter und Hofjuwelier ausgewiesen und starb 1773 in Dresden.
Arnold, Ulli, Staatliche Kunstsammlungen Dresden – Grünes Gewölbe (Hrsg.), Dresdner Hofsilber des 18. Jahrhunderts, Berlin: Kulturstiftung der Länder – Bundesrepublik Deutschland – Freistaat Sachsen, 1994
Kretschmann, Georg, Das Silber der Wettiner: Eine Schatzsuche zwischen Moskau und New York, Berlin: Ch. Links Verlag, 1995
O’Byrn, Friedrich August,Die Hof-Silberkammer und die Hof-Kellerei zu Dresden, Dresden: Baensch, 1880.
Rosenberg, Marc, Der Goldschmiedemerkzeichen, Dritte erweiterte und illustrierte Auflage, Bd. II: Deutschland D-M, Frankfurt a. Main: Frankfurter Verlags-Anstalt, 1923