Silber vergoldeter Berliner Münzbecher

Objektnummer: #205

Berlin ca. 1690
Johann Jacob Staude

Höhe: 16,4 cm; Gewicht ca.: 520 g.

Literatur: Kriegseisen, Jacek, ‘Podróżny komplet sztućców wykonany przez Johanna Bartolomowicza – złotnika z Lidzbarka Warmińskiego’ (= Reisebesteck, angefertigt von Johann Bartolomowicz, einem Goldschmied aus Lidzbark Warmiński (zu Deutsch: Heilsberg)), p. 93-104 In: Kwartalnik Historii Kultury Materialnej, year LXIII (63. Jahrgang), Nr. 1, Warschau 2015, Abb. 7, S. 99.

Bilder

Detaillierte Informationen

Silber vergoldeter Berliner Münzbecher

Die sichere Ausführung und die gelungene Integration der Münzen machen den vorliegenden Becher zu einem sehr schönen Stück von Münzobjekt. Der Becher hat eine typische Form mit manchen besonderen Merkmalen. Er hat eine leicht konische Form und der Boden ist versehen mit einem vergoldeten Standring, genauso wie der leicht profilierte und nach außen gezogene Lippenrand. Die Wandung ist in vier Reihen mit jeweils 10 versetzten Münzen aus Preußen-Brandenburg und Polen dekoriert – insgesamt 40 Münzen. Die meisten stammen aus dem 16. Jahrhundert und zeigen unter anderem Münzen mit Porträt des Albrechts von Preußen (1490-1568) und des Sigismunds III. Wasa (1566-1632). Zwischen denen gibt es sehr schön getriebenes stilisiertes Laubwerk und Rauten-Dekor. Der Boden ist hochgezogen und ist mit einem vergoldeten sog. Achtbrüdertaler aus dem Jahr 1612 dekoriert (Münze des Herzogtums Sachsen-Weimar). Um den Taler ist die spätere Inschrift „I.F.B: M.M.“ eingraviert. Innen trägt der Becher seine originale Vergoldung und hat eine größere Höhe als die normalen Becher.

Münzen und Silberobjekte

Die Besonderheit des Bechers liegt zweifellos in der Wahl der Münzen, wie es immer der Fall bei Münzobjekten ist. Die meisten Münze kommen aus einer früheren Zeit der Geschichte und Herrscher des Brandenburg-Preußen und Polen. Die Münze des Sigismund III. Wasa nimmt eine interessante Dimension ein, wenn man bedenkt, dass Sigismund selbst Kunstmaler und Goldschmied war. Die Münze auf dem Boden ist mit einem bestimmten Teil der Geschichte Sachsen-Weimar verbunden, und zwar mit den ernestinischen Wettiner. Solche Talermünzen des Herzogtums Sachsen-Weimar wurden 1607-1615 geprägt, mit der Darstellung der acht Brüder Johann Ernst, Friedrich, Wilhelm, Albert, Johann Friedrich, Ernst, Friedrich Wilhelm und Bernhard. Es gibt auf dieser Münze die Variante mit je vier Brüdern pro Münzseite. Die acht Brüder kamen 1605 minderjährig unter die Vormundschaft des Kurfürsten Christian II. von Sachsen, einem Albertiner, nach dem Tod ihres Vaters Herzog Johann von Sachsen-Weimar. Nach Kurfürsten Christians Tod 1611 übernahm sein Bruder Johann Georg I. von Sachsen die Vormundschaft.

Meister

Johann Jacob Staude leistet 1680 den Bürgereid. 1679 heiratet er als Bürger und Goldarbeiter die Hofsattlermeisterstocher Anna Christina Sölle. Von Staude ist eine Reihe von Münzbechern in verschiedensten Sammlungen bekannt.