Silber vergoldete, Empire, französische Deckelschale

Objektnummer: #806

Paris, 1794/97
C. H. Hache

Beschauzeichen: weiblicher Kopf als Garantiestempel für Paris für Arbeiten von 958 fein, für die Periode 1794-1797 (Rosenberg3 Nr. 6560)
Feingehaltsstempel: ein gehender Hahn in einem hexagonalen Schild für 950 Silberfeingehalt, für die Jahre 1809-1819 (Rosenberg3 Nr. 6573). Solche Feingehaltsstempel wurden zwischen 1798-1838 neben den Garantiestempeln verwandt.
Meistermarke: In einem Schild die Initialen “CH”, dazwischen eine Axt und unter einem Gefäß (Arminjon, Beaupuis & Bilimoff 19991: Nr. 693)

Höhe: 12,5 cm (4,7 in.); Länge: 25 cm (9,8 in.); Gewicht: 800 g

Bilder

Detaillierte Informationen

Silber vergoldete, Empire, französische Deckelschale

Die vorliegende Deckelschale, Silber vergoldet, ist ein Gefäß der Epoche des Directoires in Frankreich (1795-1799) – Übergangsperiode vom Stil Louis XVI. zum Empire. Die Schale hat einen breiten, runden Korpus und ist auf rundem, hochgezogenem Fuß montiert. Der Rand des Fußes hat einen getriebenen Wellenfries und der Nodus zwischen Fuß und Korpus ist mit plastischen, gegossenen Klauenfußen und einem gegossenen Zungenfries dekoriert. Sowohl die Wandung des Korpus als auch die des Deckels ist glatt und ist mit aufgelegten Motiven verziert. Der runde Korpus hat auf jeder Seite eine aufgelegte Kamee mit der Darstellung eines Römischen Helden. Die Kameen sind mit einem Kranz aus Blumen umrahmt. Der Deckel hat eine prachtvolle Dekoration: vier aufgelegte, schreitende Löwen in Relief. Auf den vier Löwen sitzen geflügelte Putten, die Orpheus Lyra spielen. Ein Zopfring verziert den Rand des Deckels. Der Deckelknauf besteht aus einer gegossenen Halb-Taube mit ausgebreiteten Flügeln, aufgelegt auf einem konkaven Ring. Um die Taube ist ein Fries aus Blumenköpfen. Zwei gegossene, angebrachte, seitliche Griffe tragen zum ikonografischen Programm bei; die Griffe haben die Form eines Halb-Eros oder Halb-Siegesgöttin (Nike) mit Flügeln und Lorbeerkranz, stehend auf einem stilisierenden Pfeiles. Dieser Griff ist typisch für das Directoire und das spätere Empire.

Diese prachtvolle Deckelschale ist durch ihre Dekoration ein typisches Objekt des späten 18. Jahrhunderts. Die Schale präsentiert eine Dekoration, die den Antikenformen möglichst nahekommt. Insbesondere das dekorative Programm weist auf einen Einfluss von den Entwürfen Charles Percier (1764-1838) und Pierre François Léonard Fontaine (1762-1853) oder auch die Arbeiten von Henri Auguste (1759-1816) hin.
Nach der französischen Revolution (1789) suchten die Revolutionäre in der Moral der römischen Republik ihr Ideal und dies fand auch Anwendung beim Kunsthandwerk durch strengere antike und römische Motive.

Meister: C. H. Hache war Silberschmiede, in Paris ansässig.

Literatur

Arminjon, C., Beaupuis, J. & Bilimoff, M., 1991, Dictionnaire des poinçons de fabricants d’ouvrages d’or et d’argent de Paris et de la Seine, Bd. 1: 1798-1838, Paris: L’inventaire/Imprimerie nationale.
Rosenberg, M., Der Goldschmiedemerkzeichen, Bd. IV. Ausland und Byzanz, Dritte erweiterte und illustrierte Auflage, Berlin: Frankfurter Verlags-Anstalt A:G: (Rosenberg3).