Augsburger Silber Gläserkühler mit Régence-Dekor

Objektnummer: #351

Augsburg 1708-1710

Familie Gelb, wohl Johann Caspar III Gelb

Beschauzeichen: Pyr für Augsburg 1711-1715 (Seling 2007, S. 46, Nr. 1390)

Meisterzeichen: ein Pik für Familie Gelb, wohl Johann Caspar III Gelb (Seling 2007, S.480 Nr. 2018)

Durchmesser: 35 cm (13,77 in.); Gewicht: 2.392 g.

Bilder

Detaillierte Informationen

Augsburger Silber Gläserkühler mit Régence-Dekor

Der große ovale, silberne Gläserkühler ruht auf vier gegossenen, kräftigen Löwenfüßen. Der gewölbte Kessel zeigt zwischen Zungen hängende stilisierte Blumen auf dem punzierten unteren Bereich der Wandung. An zwei Seiten dienen Löwenmasken als Befestigung für Scharniergriffe. Deutlich eingezogen steigt darüber ein hoher, achtfach ausgeschnittener Rand auf. Die glatten schildförmigen Partien zeigen alternierend Frauenköpfe und groteske Masken.

Gläserkühler (Monteith)

Im 18. Jahrhundert wurden manche Getränke nur gekühlt getrunken, daher mussten die Gläser temperiert werden. Dafür wurden spezielle Gefäße, die Gläserkühler, mit Eiswasser gefüllt. Der eingeschnittene Rand ermöglichte es, die Gläser kopfüber einzustellen, sodass der Kelch im kalten Wasser heruntergekühlt werden konnte.

Die Form des Gläserkühlers wurde erst im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts gebräuchlich. Angeblich kam er zunächst in England und nicht – wie man vermuten würde – in Frankreich auf. Die Bezeichnung des Gefäßes als „monteith“ oder “monteith bowl” leitet sich von einem schottischen Edelmann ab und wurde 1683 zum ersten Mal erwähnt.

Gläserkühler aus Silber sind heute sehr selten. Aufgrund des intrinsischen Wertes des Silbers wurden sie als Gefäße mit hohem Silbergehalt eingeschmolzen, um (z.B. wenn Krieg war) Münzen daraus zu prägen, wenn die finanziellen Mittel erschöpft waren.

Frühe Exemplare aus England sind den Sammlungen des Metropolitan Museum, New York und des Victoria & Albert Museum, London, erhalten geblieben. Gläserkühler wurden teilweise auch aus anderen Materialien hergestellt, vor allem aus Porzellan. Diese treten heute weitaus häufiger auf.

Meister

Der erste Silberschmied aus der Familie Gelb war Melchior I Gelb, der um 1581 in Ulm geboren wurde. Er ging bei Hans IV Pfleger in Augsburg in die Lehre. Um 1614 wurde er Meister. Die Schaffenszeiten der Familienmitglieder Matthias I, Melchior I und Johann Caspar III Gelb begannen im frühen 17. Jahrhundert und setzten sich bis ins 18. Jahrhundert fort. Helga Matzke präsentiert aktuell einen weiteren Gläserkühler der Familie Gelb.

Literatur

Karl Hernmarck: Die Kunst der europäischen Gold- und Silberschmiede von 1450-1830, München 1978.

Helmut Seling: Die Augsburger Gold- und Silberschmiede 1529 – 1868. Meister Marken Werke, München 1980 und 2007.

Klaus Pechstein et al. (Hg): Schätze deutscher Goldschmiedekunst. Vom 15. bis zum 20. Jahrhundert aus dem Germanischen Nationalmuseum, Berlin 1987.

Hans Ottomeyer (Hg): Die öffentliche Tafel. Tafelzeremoniell in Europa 1300-1900. Begleitband zur Ausstellung. Wolfratshausen 2002.

Bayerisches Nationalmuseum, Edel gekühlt in Silber (zuletzt aufgerufen 14.11.2018).