Antikes Silber und warme Getränke: Kaffee-, Tee- und Schokoladekannen

Antikes Silber und warme Getränke: Kaffee-, Tee- und Schokoladekannen

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Wie wäre es, eine Tasse warmen Kaffees aus einer antiken, silbernen Kaffeekanne eingeschenkt zu bekommen? Oder noch besser: möchten Sie lieber eine Tasse warmen Tee oder heiße Schokolade? Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, wie eng verwoben die Geschichte von Heißgetränken und antikem Silber in Europa und der Welt ist? Folgen Sie uns in einen kurzen, historischen Diskurs zum Thema von damals bis heute. Sie werden auf keinen Fall dem Charme des historischen, antiken Silbers und dem starken Aroma einer heißen Tasse Ihres Lieblings-Heißgetränks widerstehen können.

Die Herkunft des Kaffees und anderer warmer Getränke

Die Menschen im Osmanischen Reich kamen im ersten Quartal des sechzehnten Jahrhunderts mit Kaffee aus Äthiopien und Jemen in Berührung. Schon um 1550 spielten das Getränk selbst und die Kaffeehäuser eine wichtige Rolle im täglichen Leben des Reiches.

Europäische Reisende kannten Kaffee und Tee seit dem 16. Jahrhundert. Durch die Handelsverbindungen mit dem Fernen Osten der Ostindischen Unternehmen von Großbritannien und den Niederlanden kam Tee aus Japan und China als kultureller Einfluss nach Europa.

Trinkschokolade wurde in Europa ebenfalls gegen Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt. Das heiße Getränk war eine Mischung aus Kakao, Zucker und Wasser. Schokolade war ein sehr kostspieliges Getränk, weil die Rohstoffe ebenfalls außerordentlich teuer waren.

All diese heißen Getränke eroberten im siebzehnten Jahrhundert den Kontinent. Zunächst wurden sie nur in Apotheken verkauft und als heilende Getränke verzehrt. Am Ende des 17. Jahrhunderts jedoch, wurde das Konsumieren von Kaffee zunehmend zum Vergnügen und wegen seiner anregenden Wirkung auf die Wachsamkeit und Aufmerksamkeit des Körpers und Intellekts getrunken. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, hatte Kaffee sowie Tee, durch die modischen Gewohnheiten an den fürstlichen Höfen und der Bourgeoisie, bereits den europäischen Kontinent eingenommen.

Heiße Getränke in der Mode

Ein Hauch von Genuss, Entzücken, Luxus und Mode scheint Kaffee und Tee bis zum 18. Jahrhundert umgeben zu haben. Dies gilt sowohl für Nordwesteuropa als auch für andere Teile der Welt. Früh erkannten europäische Goldschmiede die Möglichkeit für diesen Trend der Heißgetränke neue passende Objekte herzustellen. Die Kannen für Kaffee, Tee und Schokolade entwickelten sich in dieser Zeit und halten sich bis heute in verschiedensten Formen und Größen!

Kaffeehäuser waren die öffentlichen Plätze, an denen man die neuen luxuriösen Gefäße für Kaffee sehen konnte. Das private Leben der luxuriösen Haushalte war das Gegenstück zu diesem öffentlichen Leben. Der Mann und die Frau des 18. Jahrhunderts verwöhnten sich selbst mit exquisiten, einfach oder aufwendig verzierten Kaffee- und Teekannen für ihre neuen Trinkgewohnheiten. Als der Kaffee, Tee und Schokolade Trend wuchs und es sich in der Tat zu einer gesellschaftlichen Gewohnheit entwickelte, wurden ständig neue Silberobjekte, die das Sortiment der Gerätschaften für heiße Getränke erweiterten, produziert: Milchkännchen, Zuckerdosen oder Zuckerstreuer, Zuckerzangen, Tabletts und vieles mehr. Einen Überblick fast aller dieser Objekte können Sie auf unserer Website bekommen.

Die Objekte rund um Heißgetränke

Über die Stilentwicklung der verschiedenen Kaffee- und Teekannen ist zu bemerken, dass das Design der ersten Kannen durch den Orient, Ursprung des Kaffees und Tees, stark beeinflusst war. Beispielsweise hatten frühe englische Kaffeekannen einen konischen Deckel mit einem spitzen Ende. Während des 18. Jahrhunderts bekam dieser eine abgerundete Form. Die Trends um 1710-20 gaben den Kannen eine achteckige Form, wie diese englische Kaffeekanne zeigt.

Die Entwicklung der Form der Teekanne hatte ihren eigenen Verlauf. England spielte, durch hohen Konsum von Tee, dabei eine bestimmende Rolle. Die ersten silbernen Teekannen wurden schon ca. 1670 in England hergestellt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Teekannen fester Bestandteil eines englischen Haushalts. Die birnenförmige und glatte, nicht verzierte Teekanne, zusehen hier, gilt exemplarisch für die stilistische Entwicklung der frühen georgianischen Ära.

Der Trend der runden Teekanne in englischer Silberware kam nach den birnenförmigen auf und war durch die sogenannten “Boccaro” oder “Buccaro” Steingutgefäße aus China beeinflusst. Der Name “Boccaro” kommt aus dem spanischen und portugiesischen und galt für die importierten Töpferwaren aus Mexiko, Chile und Peru. Boccaro stand aber auch für das chinesische, rote und braune Yixing Steingut (späteren Ming-Periode), welches aus China importiert wurde. Die Boccaro Teekanne von Helga Matzke ist mit ihrer subtilen Dekoration ein Beispiel für diesen Stil.

Der neue dekorative Stil des 18. Jahrhunderts, Neoklassizismus genannt, wurde allmählich zu einer beliebten Mode. Im letzten Quartal des 18. Jahrhunderts – die Periode des George III. im britischen Silber – wurden viele Teekannen aus einem Silberblech, in ovaler, achteckiger oder scharfkantiger Grundform hergestellt. Aus dieser Zeit bieten wir ein sehr elegantes Beispiel an.

Teekannen mit einem Rechaud wurden erfunden, um die Teeblätter direkt im kochenden Wasser aufzugießen. Zu diesen Wasserkochern mit Brennern gehörte oft ein silbernes Tischlein mit ähnlicher Dekoration.

Es gibt nicht mehr viele Beispiele für Teekannen, die von berühmten Goldschmieden aus europäischen Städten, wie zum Beispiel Nürnberg, hergestellt wurden. Besonders frühe Exemplare solcher Objekte, wie Teekannen, sind recht selten. Helga Matzke besaß zeigt eine wunderbare frühe Teekanne aus Emmerich, die sog. “Egoist”. Jede europäische Großstadt, in der Kaffee- und Teegenuss zu einer täglichen Gewohnheit geworden war, präsentierte ihre eigenen Stile von Kaffee- und Teekannen. Augsburg hatte einige hervorragende Objekte zu bieten, wie dieses neoklassische dreiteilige Set.

Im Grunde sind Schokoladenkannen den Kaffeekannen sehr ähnlich. Während des 18. Jahrhunderts wurde Kakao aber nur schaumig gerührt getrunken. Dies beeinflusste auch die Form der silbernen Kannen. Diese hatten daher in der Regel oben einen Drehknopf, welcher abgeschraubt werden konnte. Durch die dadurch entstandene Öffnung konnte ein Quirl eingeführt werden, mit dem der Kakao schaumig geschlagen wurde.

Die Zeitlosigkeit des silbernen Services für Kaffee und Tee

Seitdem sich diese Heißgetränke in Europa und der Welt etabliert haben, wurden viele wunderbare Exemplare von Kaffee-, Schokoladen – und Teekannen sowie Services, hergestellt die das Trinken dieser Heißgetränke zu einer täglichen Zeremonie und zu einem Vergnügen machten.

Kein Wunder, dass der phantasievolle Goldschmied Johann Melchior Dinglinger ein absolut herrliches Kaffeeservice schuf – höchstwahrscheinlich wurde jedoch dieses nie verwendet.

Gestalter und Hersteller des 19. und 20. Jahrhunderts haben ebenfalls eine wunderbare Kaffee- und Tee-Service-Mode gestaltet und führen diese auch weiter.

Warum gönnen Sie sich nicht selbst, ihrer Familie oder ihren Freunden, in der kommenden festlichen Zeit am Jahresende, ein künstlerisches, historisches und zeitloses Geschenk für die kleinen Freuden des alltäglichen Lebens?

Ausgewähltes Literaturverzeichnis

Hernmarck, Carl, Die Kunst der europäischen Gold- und Silberschmiede von 1450 bis 1830, C.H. Beck Verlag: München, 1978.

Kafadar, Cemal, ‘How Dark is the History of the Night, How Black the Story of Coffee, How Bitter the Tale of Love: The Changing Measure of Leisure and Pleasure in Early Modern Istanbul’ in: Öztürkmen, Arzu & Birge Vitz, Evelyn (eds.), Medieval and Early Modern Performance in the Eastern Mediterranean, Turnhout: Brepols/Late Medieval and Early Modern Studies, vol. 20, 2014, pp. 243-69.

Remky, K. & Schäffer, G., Die Ernüchterung des Abendlandes: Kaffee und Tee erobern Europa, Kat. Ausst. 04.12.2010-20.03.2011, Aachen: Couven-Museum, 2010